Die Rohölsorte West Texas Intermediate konnte in den letzten Tagen wieder Boden gut machen und scheint sein Zwischentief bei 43,30 USD gefunden zu haben. Dabei profitierte WTI von einem schwächeren USD nach dem Bericht über den US-Arbeitsmarkt und dem unter den Erwartungen liegenden ISM-Einkaufsmanagerindex für den US-Dienstleistungssektorindex. Im August verzeichnete der ISM einen deutlichen Rückgang von 55,5 auf 51,4 Punkte. Der USD kam daraufhin weiter unter Druck und wirkt sich somit stützend auf die Ölpreise aus.
Übergeordnete Marktsituation WTI – 08.09.2016
In den letzten Analysen gab es mit dem USD immer wieder ein zentrales Thema. Ob bei den Indizes, dem EUR/USD und USD/JPY oder heute beim West Texas Intermediate spielt die Entwicklung des Greenbacks eine wesentliche Rolle. Regelmäßig kommt die Betrachtung der Währungsseite bei der Berichterstattung oder Analysen zu kurz. Häufig wird dabei direkt der Schluss von der Notenbankpolitik auf die Aktienmärkte bzw. die Wirtschaft gezogen. Die Währungen als wesentliches Handels- und Pufferinstrument der Notenbanken werden dabei häufig bei der Betrachtung außen vor gelassen. Dabei hat der USD als „Weltleitwährung“ einen erheblichen Einfluss auf sämtliche Assetklassen. Dieser Einfluss spiegelt sich insbesondere beim Kursverlauf von WTI in dieser Handelswoche wieder.
Der am Dienstag veröffentlichte ISM-Einkaufsmanagerindex für den US-Dienstleistungssektorindex für August lag mit 51,4 Punkten deutlich unter den Erwartungen und notiert nur noch knapp über der Wachstumsschwelle von 50,0 Punkten. Die vorgestern veröffentlichten Zahlen stehen im Einklang mit dem enttäuschenden ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe und dem US-Arbeitsmarktbericht vom vergangenen Freitag. Zusammengefasst sprechen die Daten dafür, dass es in diesem Jahr zumindest keine zwei US-Zinserhöhungen mehr geben wird und dass das FED um Janet Yellen den Leitzins am 21. September vorerst nicht erhöhen wird.
Den Greenback bringen die eingetrübten Zinsanhebungserwartungen unter Druck, da Yellen mit ihrer Rede in Jackson Hole zunächst die Erwartung schürte, dass es unter Umständen im September eine Zinsanhebung geben könne. Das in USD gehandelte WTI verteuert sich hingegen, weil der Rohstoff für Abnehmer außerhalb des Währungsraums günstiger wird.
Wegen des Labor-Days am Montag verschiebt sich die Veröffentlichung des offiziellen Ölmarktberichts der Regierung auf heute Nachmittag. Anleger sollten diesen Termin wie immer im Auge behalten, da dieser ein gewisses Maß an Volatilität mit sich bringt.
Saisonal betrachtet stehen WTI ab Oktober die schwächsten Monate bevor. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Lager in der Regel über August und September gefüllt werden bevor ab Oktober die Wintermonate auf der Agenda stehen. Diese saisonale Schwäche erreicht dann im Februar ihren Tiefpunkt.
Der saisonale Blickwinkel steht im Gegensatz zu einer technischen Chance für eine übergeordnete Bodenbildung bei WTI.
Im übergeordneten Chart ist eine inverse SKS-Formation erkennbar, welche darauf hindeuten könnte, dass WTI eine Bodenbildung zeitnah bestätigen kann. Hierfür wäre ein dynamischer Bruch der Nackenlinie erforderlich. Diese Nackenlinie verläuft derzeit bei ca. 51,50 USD und geht mit dem Bewegungshoch vom 09. Juni einher. Sollte WTI allerdings unter 43,32 USD zurückfallen wäre das ein erstes bearishes Signal. Bei Notierungen unterhalb der rechten Schulter bei 39,66 USD wäre die Trendwendeformation endgültig vom Tisch. In den kommenden Tagen und Wochen steht beim West Texas Intermediate also eine richtungsweisende Entscheidung an. Wenn sich eine Trendwende gegen die saisonale Schwäche durchsetzen kann wäre eine dynamische Aufwärtsbewegung möglich, da davon auszugehen ist, dass der Großteil der Marktteilnehmer sich zu Gunsten der Saisonalität positioniert hat.
Unterstützungen und Widerstände:
Unterstützungen
Widerstände
45,00 USD
46,02 USD
44,26 USD
46,60 USD
43,32 USD
46,86 USD
41,70 USD
47,77 USD
40,85 USD
48,38 USD
Ausblick für den WTI:
Im Stundenchart ist insbesondere die Abwärtstrendlinie auf der Oberseite zu beachten. Sofern WTI bullish über die Trendlinie ausbrechen kann, besteht weiteres Aufwärtspotenzial bis 46,86 USD, 47,77 USD und 48,38 USD.
Auf der Oberseite befindet sich ebenfalls eine Trendlinie (doppelt getestet), die noch nicht durch einen dritten Test abschließend bestätigt wurde. Die beiden Trendlinien bilden eine Dreiecksformation. Ein Ausbruch aus dieser Formation würde die mittelfristige Bewegungsrichtung für WTI anzeigen. Die Bewegungstiefs bei 44,26 USD und 43,32 USD sollten Anleger ebenfalls im Auge behalten, da hier zumindest kurzfristig eine Stabilisierung möglich ist.
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