Obwohl die Rally unter der Woche das Gegenteil andeutete, entschieden sich die Briten schlussendlich doch für den Brexit. Mit 51,8 Prozent wurde für den Brexit votiert. Was kaum mehr ein Anleger für möglich hielt, wurde dann doch Realität und erwischte einen Großteil der Börsianer auf dem falschen Fuß. Noch am Donnerstag stand der DAX bei knapp 10.500 Punkten. Zum Handelsschluss am Freitag waren es dann nur noch 9.530 Punkte und damit gute 1.000 Punkte weniger. Was bleibt ist allerdings nur ein Wochenverlust von 0,77 Prozent und die Gewissheit, dass die Welt sich auch zum heutigen Start in die Handelswoche weiter dreht.

Marktsituation DAX – 26.06.2016

Auf Wochenbasis hat sich aus charttechnischer Sicht nichts Relevantes auf der Shortseite ergeben. Die wichtigsten Unterstützungsbereiche haben trotz des Sell-Off´s am Freitag gehalten. Vielmehr hat der DAX im Wochenverlauf vor dem Referendum angedeutet, in welche Richtung es gehen kann. Auf der Oberseite konnte die langfristige Abwärtstrendlinie gebrochen werden. Es ist davon auszugehen, dass bei einem Abstimmungsergebnis der Briten pro EU die Abwärtstrendlinie auch nachhaltig auf Wochenbasis erfolgt wäre. Dies wäre ein wichtiges bullishes Signal gewesen und hätte für die kommenden Handelswochen die Richtung vorgegeben.

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Das Brexit-Votum hat dieses Signal allerdings kassiert und viele Anleger zu einer panischen Reaktion getrieben. Unterm Strich muss man jetzt erst einmal abwarten was auf die Unternehmen und die Wirtschaft zukommt. Der Austrittsprozess wird sich allerdings über zwei Jahre hinziehen und die Auswirkungen auf die Wirtschaft sind am Ende des Tages auch davon abhängig, wie hart die Austrittsverhandlungen von der EU geführt werden. Regiert hier die harte Hand um anderen Ländern zu zeigen, dass der Austritt aus der EU kein Vorteil ist oder wird der Fokus auf die Wirtschaft und eine weiterhin enge Verflechtung mit Großbritannien gelegt? Beides ist denkbar aber Angela Merkel hat in ihren Äußerungen schon einmal auf die zweite Variante eingestimmt. Für die deutsche Wirtschaft und die Aktienmärkte dürfte dies positiv sein. Allerdings muss sich hierfür noch die Erkenntnis durchsetzen, dass die sich die Welt weiter dreht und deutsche Unternehmen weiterhin Gewinne erzielen werden. Durch den Absturz des GBP wird der Absatzmarkt Großbritanniens in der Zukunft zwar nicht leichter aber auch der Währungsmarkt wird sich in Zukunft wieder normalisieren.

Bis hier eventuelle negative Auswirkungen für die Wirtschaft sichtbar werden und damit auch an den Aktienmärkten Fakten geschaffen werden, dürften noch einige Monate vergehen. Solange werden sich die Aktienmärkte aber nicht in Zurückhaltung üben, da die Börse ein schnelllebiges Geschäft ist. Vielmehr wird der sicherlich historische Freitag zeitnah verarbeitet werden und sich die Erkenntnis durchsetzen, dass jeder Rückschlag auch immer eine Chance ist. Gute Unternehmen sind auch heute noch gute Unternehmen. Der verhandelte Preis ist lediglich ein bisschen günstiger!

Unterstützungen und Widerstände:

Unterstützungen

Widerstände

9.425

9.575

9.300

9.715

9.155

9.950

9.122

10.033

8.900

10.115

8.693

10.310

Ausblick für den DAX:

Im Tageschart wird schnell der Unterstützungsbereich zwischen 9.425 und 9.544 Punkten sichtbar. Dass dieser Bereich auf Tagesbasis verteidigt werden konnte, ist für die kommende Handelswoche erst einmal ein gutes Zeichen. Dennoch sollten Anleger sich nicht blind auf diesen Bereich und eine sicher einsetzende Aufwärtsbewegung zu Wochenbeginn verlassen. Durch die Entscheidung am Freitag ist viel Unsicherheit im Markt und diese Unsicherheit kann sich auch am Montag noch fortsetzen. Eine Stabilisierung würde dann erst am Dienstag bzw. Mittwoch wahrscheinlicher werden. Weitere Unterstützung dürften in diesem Fall die Marken bei 9.155, 8.900 und 8.693 Punkten bieten. Um mittelfristig keinen größeren Schaden anzurichten, sollten diese Marken aber unbedingt verteidigt werden. Mit einsetzender Rationalität in den kommenden Handelstagen ist dieses Szenario allerdings als relativ unwahrscheinlich anzusehen.

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Im M5-Chart ist noch einmal der Handelsverlauf vom Freitag dargestellt. Nach dem Abverkauf von 10.450 auf 9.150 Punkte setzte eine zügige Gegenbewegung am Vormittag ein. Diese Gegenbewegung brachte den DAX in der Spitze bis auf 9.720 Punkte am späten Nachmittag. Von dort ging es allerdings wieder deutlicher nach unten bis auf den Wochenschlusskurs bei 9.440 Punkten. Dass der DAX am Nachmittag eine eher fallende Tendenz aufweist, ist nach einem Ereignis dieser Art durchaus nicht unüblich. Die Gegenbewegung resultierte im Wesentlichen aus spekulativen Trades und langfristigen Investoren, die günstige Notierungen für einen langfristigen Einstieg nutzen. Gegen Handelsende kam es dann aber wieder zu Sicherheitsverkäufen, da über das Wochenende weitere Äußerungen und Vorkommnisse zum Brexit nicht absehbar sind und daher über das Wochenende ein nicht unerhebliches Risiko mit sich bringen. Für den Wochenauftakt sollten die schwächeren Kurse kurz vor Wochenschluss damit kein nennenswertes Indiz sein.

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Fazit:

Ein Großteil des Marktes hat mit dem Ergebnis des Referendums auch mit weniger Unsicherheit am Markt gerechnet. Der Ausgang des Referendums und das damit einhergehende Brexit-Votum der Briten bringt allerdings kurz- und langfristig mehr Unsicherheit in den Markt. Wie geht es in der kommenden Woche weiter? Werden auch andere Staaten ein Referendum anstreben? Wird die Wirtschaft nachhaltig Schaden nehmen und wie werden die Austrittsverhandlungen von Seiten der EU geführt? Dies sind Fragen, die den Markt auch in den kommenden Tagen und Monaten beschäftigen werden. Kurzfristig dürften sich die wirtschaftlichen Auswirkungen aber in Grenzen halten und das ist zunächst für den Aktienmarkt das entscheidende Kriterium. Auch weil langfristige Fragezeichen in absehbarer Zeit nicht beantwortet werden und der Ausgang ungewiss ist. Der Markt wird den Fragezeichen nicht dauerhaft den Vorrang geben. Dafür bieten die günstigen Notierungen zu viele Chancen.

Anbei habe ich Ihnen zudem Artikel 50 des Lissaboner Vertrages aufgeführt:

(1) Jeder Mitgliedstaat kann im Einklang mit seinen verfassungsrechtlichen Vorschriften beschließen, aus der Union auszutreten.

(2) Ein Mitgliedstaat, der auszutreten beschließt, teilt dem Europäischen Rat seine Absicht mit. Auf der Grundlage der Leitlinien des Europäischen Rates handelt die Union mit diesem Staat ein Abkommen über die Einzelheiten des Austritts aus und schließt das Abkommen, wobei der Rahmen für die künftigen Beziehungen dieses Staates zur Union berücksichtigt wird. Das Abkommen wird nach Artikel 218 Absatz 3 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union ausgehandelt. Es wird vom Rat im Namen der Union geschlossen; der Rat beschließt mit qualifizierter Mehrheit nach Zustimmung des Europäischen Parlaments.

(3) Die Verträge finden auf den betroffenen Staat ab dem Tag des Inkrafttretens des Austrittsabkommens oder andernfalls zwei Jahre nach der in Absatz 2 genannten Mitteilung keine Anwendung mehr, es sei denn, der Europäische Rat beschließt im Einvernehmen mit dem betroffenen Mitgliedstaat einstimmig, diese Frist zu verlängern.

(4) Für die Zwecke der Absätze 2 und 3 nimmt das Mitglied des Europäischen Rates und des Rates, das den austretenden Mitgliedstaat vertritt, weder an den diesen Mitgliedstaat betreffenden Beratungen noch an der entsprechenden Beschlussfassung des Europäischen Rates oder des Rates teil.

Die qualifizierte Mehrheit bestimmt sich nach Artikel 238 Absatz 3 Buchstabe b des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union.

(5) Ein Staat, der aus der Union ausgetreten ist und erneut Mitglied werden möchte, muss dies nach dem Verfahren des Artikels 49 beantragen.

Hieraus wird zunächst eines klar: Um den Austritt Großbritanniens zu vollziehen, müssen einige Verhandlungen geführt werden. Bis diese abgeschlossen sind, ist ein riesiger bürokratischer Aufwand zu erledigen. Hier werden Jahre ins Land gehen. Und auch wenn vor den Wahlen kommuniziert worden ist, dass es keinen Rücktritt vom Rücktritt geben wird ist nun klar, dass dies nach Artikel 50 Abs.5 des EU-Vertrages zumindest möglich ist.

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Wichtige Wirtschaftsdaten für die kommende Handelswoche:

Montag, 27. Juni 2016:

Zu Beginn der kommenden Woche dürfte vor allem die Brexit-Entscheidung von Großbritannien den Markt weiterhin dominieren. Die Frage wird sein, ob der Sell-Off vom Freitag fortgesetzt wird oder ob sich der DAX und weitere europäische Indizes stabilisieren können. Von Seiten der Wirtschaftsdaten steht zumindest ein ruhiger Start in die Woche bevor. Lediglich die Warenhandelsbilanz und eine erste Prognose des Einkaufsmanagerindex für Dienstleistungen aus den USA stehen auf dem Programm. Die Warenhandelsbilanz vom Mai wird um 14:30 Uhr MEZ veröffentlicht. Die Prognose des Einkaufsmanagerindex für Juni folgt um 15:45 Uhr. Von beiden Daten ist allerdings keine große Bewegung zu erwarten. Vielmehr ist davon auszugehen, dass diese sich noch den Nachwehen des Brexit´s vom vergangenen Freitag unterordnen.

Dienstag, 28. Juni 2016:

Auch am Dienstag stehen vornehmlich Wirtschaftsdaten aus den USA auf der Agenda. Um 14:30 Uhr erfolgt die Veröffentlichung des amerikanischen Bruttoinlandsprodukts für das 1. Quartal 2016. Nach den zuletzt schwachen Arbeitsmarktdaten dürften die Börsianer auf diese Zahlen ein besonderes Augenmerk legen, um weitere wichtige Erkenntnisse über die US-Wirtschaft zu bekommen. Nach den beiden Prognosen vom 28.04 und 27.05 folgen am kommenden Dienstag nun die endgültigen Daten. Nachdem die Prognose im Mai bei einen Wachstum von 0,8 Prozen lag, gehen Analysten abschließend von einem Wachstum von 1,0 Prozent aus. Sollte dies so eintreffen, dürften die US-Indizes das sehr positiv auffassen und auch der USD dürfte gegenüber dem EUR zulegen. Um 16:00 Uhr MEZ folgt das CB-Verbrauchervertrauen. Dieses wird vom Conference Board veröffentlicht und gibt Aufschluss über das Vertrauen der Verbraucher in die US-Wirtschaft. Nach einem Wert von 92,6 Punkten im Mai wird das CB-Verbrauchervertrauen im Juni bei 93,1 Punkten erwartet.

Mittwoch, 29. Juni 2016:

In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch werden die japanischen Einzelhandelsumsätze veröffentlicht. Die japanischen Wirtschafts- und Inflationsdaten sollten Anleger zukünftig besonders im Auge behalten. Die erste Notenbank, die zu weitergehenden Handlungen gezwungen sein dürfte, ist die Bank of Japan (BoJ). Hier mehren sich die Expertenstimmen, dass zeitnah Fiskal- und Geldpolitik in Verbindung miteinander betrieben werden. Ziel ist abermals die Abwertung des japanischen Yen wodurch eine neue Runde bei der weltweiten Währungsabwertung eingeleitet werden dürfte. Um diesen Zeitpunkt einigermaßen abschätzen zu können, sollten unter anderem die japanischen Wirtschaftsdaten Beachtung finden. Dass in Bezug auf die japanischen Einzelhandelsumsätze mit einem Rückgang von 1,6 Prozent im Mai gerechnet wird, ist für das o.a. Szenario tendenziell eher förderlich. Auch eine erste Prognose für den deutschen Verbraucherpreisindex im Juni steht um 14:00 Uhr auf der Agenda. Die Erwartungen gehen dabei von einer Steigerung der Verbraucherpreise von 0,2 Prozent aus. Diese liegen damit 0,1 Prozent unter den Zahlen aus Mai (0,3 Prozent) und auch weiterhin unter einer Zielmarke von 2 Prozent. Wie jeden Mittwoch stehen um 16:30 Uhr zudem die US-Erdöllagerbestände auf der Agenda. Somit besteht im Anschluss das Potenzial für Bewegung bei WTI und Brent.

Donnerstag, 30. Juni 2016:

Kurz nach Börseneröffnung steht die Veröffentlichung der Veränderung der deutschen Arbeitslosenquote um 09:55 Uhr im Terminkalender. Nachdem sich im Mai 11.000 weniger Bundesbürger arbeitssuchend gemeldet haben, wird im Juni eine Zahl von 5.000 erwartet. Um 11:00 Uhr wird es aus geldpolitischer Sicht wieder interessant wenn eine erste Prognose zum europäischen Verbraucherpreisindex veröffentlicht wird. Nachdem die europäischen Verbraucherpreise im Mai noch rückläufig waren (-0,1 Prozent) bleibt zu hoffen, dass Eurostat am Donnerstag einen anziehenden VPI veröffentlichen kann. Ansonsten dürfte das Vertrauen in die Maßnahmen der EZB weiter merklich unter Druck geraten.

Freitag, 01. Juli 2016:

Am Freitag steht weltweit der Herstellungs-Einkaufsmanagerindex im Fokus der Anleger. Den Anfang macht in der Nacht von Donnerstag auf Freitag um 01:50 Uhr der Tankan-Herstellungsindex aus Japan. Nach einem Wert von 6 Punkten in der Vorperiode wird der Tankan im Juni mit einem Wert von 4 Punkten erwartet. Um 03:00 Uhr folgt der chinesische ISM Einkaufsmanagerindex. Nach 50,1 Punkten im Mai prognostizieren Analysten für Mai einen Wert von 50,0 Punkten. Der Caixin China PMI folgt um 03:45 Uhr und wird unverändert bei 49,2 Punkten erwartet. Anleger sollten sich daher darauf vorbereiten, dass die europäischen Börsen unter aufkommender Bewegung am Freitag eröffnen und die Volatilität in den ersten Handelsstunden merklich anzieht. Voraussetzung ist dabei allerdings, dass die tatsächlichen Werte von den Prognosen abweichen. Sollten die Prognosen zutreffen würde sich hierdurch kaum Bewegung ergeben, da diese kaum von den Werten der Vorperioden abweichen und sich dadurch keine besonders positive sowie negative Tendenz ergibt. Der deutsche Herstellungs-Einkaufsmanagerindex wird um 09:55 Uhr bekannt gegeben. Auch hier erwarten Analysten keine Veränderung zum Vormonat und gehen von einem Wert bei 54,4 Punkten aus. Um 16:00 Uhr sorgt das amerikanische Pendant für den Abschluss. Hier wird von den Analysten eine leichte Steigerung von 51,3 auf 51,4 Punkten im Juni erwartet.

Alle Handelstermine finden Sie in unserem Wirtschaftskalender.